Interview mit Box-Legende Henry Maske

Am 08.12.2015 durften Schülerinnen und Schüler der Klasse 5a und 9a Box-Legende Henry Maske interviewen. Der ehemalige Box-Weltmeister engagierte sich im Rahmen der Aktion „Deutschland rundet auf“. Bei dieser Aktion können Kunden an Supermarktkassen ihren Betrag um ein paar Cent aufrunden. Die Spenden gehen an soziale Projekte und Bildungsinitiativen, darunter auch Teach First Deutschland. Henry Maske setzte sich im vergangenen Jahr für den guten Zweck an die Kasse einer Netto-Filiale in Düsseldorf und verlieh im Dezember den Hauptpreis eines Gewinnspiels an die Gewinnerin unter allen teilnehmenden Spendern/Spenderinnen. Teach First Fellow Frau Kosel, Mohamed und Julia aus der 5a und Hanae und Zakaria aus der 9a haben Henry Maske interviewt.

1. Julia: Wieso und womit unterstützen Sie und Ihre Stiftung Kinder in Deutschland?

Henry Maske: Nicht alle Kinder in Deutschland haben das Glück in einem guten Umfeld aufzuwachsen, finanzielle Sicherheit zu genießen und Förderung und Unterstützung zu bekommen. Diese Kinder brauchen eine Perspektive. Man braucht immer Ziele im Leben, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb müssen wir sie stärken. Meine Stiftung setzt sich z.B. für Sportangebote ein, Freizeitgestaltung. Wir unterstützen damit sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Deutschland und möchten in schwierigen Lebensumfeldern zu sinnvollen Perspektiven verhelfen.

2. Hanae: Was waren die Höhepunkte ihrer Karriere bis heute? Und wenn Sie Tiefpunkte hatten, wie haben Sie diese überwunden? 

Henry Maske: Olympia-Wettkämpfe waren immer etwas ganz besonderes, Box-Weltmeisterschaften. Bei Niederlagen muss man immer wieder sofort aufstehen,  in sich gehen, überlegen wie es zu der Situation kam, Akzeptanz für Probleme entwickeln, sich neue Ziele setzen und Lösungswege finden. Niederlagen sind sogar das Wesentliche was einem hilft, nicht immer nur die Siege (Anmerkung der Redaktion: Siehe hierzu auch ähnliche spannende Äußerungen von Box-Weltmeister Wladimir Klitschko: Aus Niederlagen lernen https://www.linkedin.com/pulse/aus-niederlagen-lernen-dr-wladimir-klitschko).

Das rüttelt einen auf und macht klar, dass man doch nicht so gut ist wie gedacht. In der Schule ist das auch so: Arbeitet man nicht mit, macht man die Hausaufgaben nicht ordentlich, dann gibt es schlechte Noten und man kann sitzen bleiben.

3. Zakaria:  Was können Sie Schülerinnen und Schülern, die unter Prüfungsangst und Lampenfieber leiden raten? Was machen Sie wenn Sie nervös sind?

Henry Maske: Gute Vorbereitung ist immer auch ein gutes Mittel gegen Lampenfieber. Unangenehmen Aufgaben, Lernen, Trainings etc. muss man sich immer sofort stellen, nicht auf morgen/übermorgen verschieben. Letztendlich ist das eine Frage der Psyche, wenn du weißt, dass du alles kannst, musst du nur noch fest daran glauben und dir selber vertrauen. Das lernt man auch beim Sport.

4. Mohamed: Welche Fähigkeiten lernt man beim Boxen, die auch in der Schule wichtig sind?

Henry Maske: Disziplin, Ausdauer, Konzentration, Motivation/Wille, Aufgaben immer sofort angehen, nicht verschieben. Eigentlich alles das, was ich eben auch schon mal gesagt habe. „Aufschieberitis“ führt dich nur rückwärts, bringt nur noch mehr Probleme mit sich. Irgendwann staut sich der Druck und die Last und wird so groß, dass man den Stress nicht mehr bewältigen kann. Deshalb muss  man auch in der Schule immer am Ball bleiben, immer mitmachen und lernen, sich den Herausforderungen stellen, mutig sein.

5. Frau Kosel: Viele Schülerinnen und Schüler wachsen in Deutschland in schwierigen sozialen Umfeldern auf und erfahren schon früh in ihrem Leben viele Vorurteile und müssen dann auch noch in der Schule eine Menge negative Kritik einstecken. Diese Kinder besuchen dann nur noch sehr unmotiviert die Schule, leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten, stören den Unterricht und lassen ihren Frust an anderen raus. Nicht selten haben diese Schülerinnen und Schüler auch den Glauben an sich selbst verloren. Gibt es eine Botschaft, die Sie diesen Kindern mit auf den Weg geben möchten?

Henry Maske: Vorurteile gab es damals auch im Boxsport, Anfang der 1990er Jahre. Besonders in West-Deutschland. In der DDR waren der Sport und die Sportler hoch angesehen, nach der Wende musste der Boxsport erst wieder attraktiv gemacht werden und ein besseres Image bekommen. Du kannst Vorurteilen am besten begegnen, indem du sie einfach widerlegst, aktiv dagegen handelst und Taten statt bloße leere Worte sprechen lässt. Es war eine große Herausforderung in den 90ern zu zeigen, das Boxen nicht bloß eine große Prügelei ist, sondern ein fairer Sport, der durch bestimmte Regeln und Werte geprägt ist. Heute steht Boxen für Wettkampf, Halt, Kraft und Hoffnung und steht vielleicht auch für Vorbilder.

Jeder kann Vorbilder haben. Jeder hat irgendjemanden um sich herum, der/die an einen glaubt. Wenn du keine Unterstützung von deiner Familie bekommen kannst, Schwierigkeiten mit Lehrern hast, mit Mitschülern etc., dann schau dich um und überlege, wo du auf Vorbilder und Unterstützer treffen kannst, die dir gut tun und helfen. Die dich weiterbringen wollen und dir auch nach Jahren immer noch etwas beibringen können. Vorbilder findet man z.B. beim Sport, in Vereinen, in Trainern und Lehrern, in der Schule und in der Nachbarschaft. Sport eignet sich besonders gut, weil man lernt zu  kämpfen, sich Ziele zu setzen, Perspektiven zu entwickeln, sich sinnvoll beschäftigt und Halt und Orientierung findet.

Vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben!

Dürfen wir noch ein gemeinsames Foto mit Ihnen machen? – Na Klar!